"Hochsensibilität" - ein Begriff, der gerade in den letzten Jahren zunehmend populär geworden ist. Ja, man möchte fast meinen, geradezu ein Modewort und es schwingt der Eindruck mit, sich gerne dieses Persönlichkeitsmerkmal umzuhängen.
Hey, egal! Das ist gut so!
Es rückt dieses Thema in ein größeres und helleres Blickfeld. Und das finde ich sehr gut und wichtig.
Mit dieser Popularität treten auch die Vorbehalte und Vorurteile deutlicher ans Licht. Wunderbar! Zeit ist's - endlich darüber zu sprechen und aufzuklären: für Hochsensible selbst und auch für all die anderen!
In all den Jahren ist mir immer wieder sehr direkt oder auch durch die Blume gesprochen die Frage begegnet: "Ist doch alles Humbug - eingebildet, kann nicht genau nachgewiesen werden und ist doch nur subjektives Empfinden!"
oder "... ist's doch mehr?"
Viele, die sich zum Hochsensibilitätsspektrum zählen, können von solchen Äußerungen, wie: "Stell dich nicht so an!", "Hab dich nicht so!", "So schlimm ist das jetzt doch gar nicht.", "Sei nicht so empfindlich!" oder "Du bist zu lieb/zu nett." ein Lied singen.
Vielleicht hast du dich selbst auch schon in solchen Gesprächen über Hochsensibilität wiedergefunden oder bist konfrontativ auf Unverständnis gestoßen und hast dich in deinem empfundenen Sein so gar nicht gesehen und falsch gefühlt. Oft genug wird die Hochsensibilität und ihre Varianten als Spinnerei abgetan oder schlichtweg als "eingebildet" bezeichnet.
Bei mir hatte das insbesondere in der Pubertät dazu geführt, meinen Wahrnehmungen nicht mehr zu trauen, mich selbst "nicht zu akzeptieren" und ja, leider auch mich selbst gewissermaßen "zu bekämpfen". Ich wollte "so nicht sein" und meinte, mich "im Außen" anpassen zu müssen und meine Sensibilität zu verstecken, in dem ich "Stark-sein" und "Aushalten- und Durchhalten-Müssen" übte. Zum Glück hatte ich ein verständnisvolles, familiäres Umfeld, in dem ich immer wieder Ruhe und vor allem Rückhalt fand. Wie vielen ist nicht mal das vergönnt!
Doch was steckt wirklich hinter dieser „Empfindlichkeit“? Wie kann es sein, dass ein vermeintlich abstraktes Konzept so stark in der Realität vieler Menschen verwurzelt ist? Nach den Forschungen von Elaine Aron sind immerhin 15-20 % der Menschen, die diesem Persönlichkeitsspektrum zu entsprechen scheinen. Und eine Entsprechung wird auch in der Tierwelt angenommen.
Hochsensibilität im Kreuzfeuer
Hochsensibilität im Kreuzfeuer
Die Vorstellung von Hochsensibilität scheint bei manchen anzukommen wie ein unglaubwürdiger Mythos – ein Etikett, das sich Menschen anheften, die anders fühlen, denken oder agieren: „Mach doch einfach eine Therapie!“, „Das ist doch nichts weiter als eine Ausrede!“ oder „Du bist einfach zu empfindlich – reiß dich mal zusammen!“ sind oft gehörte Sätze.
Solche Äußerungen könnten aber auch darauf hinweisen, dass ein grundlegend, fehlendes Verständnis für die Komplexität und Vielfalt der Natur und des Lebens als Ganzes, ebenso im Hinblick auf die Vielfalt und Verschiedenheit menschlicher Persönlichkeit und im besonderen für hochsensible Menschen besteht. Oder auch Angst vor dem Unbekannten, das nicht verstanden oder vorstellbar zu sein scheint.
Viele denken- und das ist mir sogar unter erfahrenen Coaches bereits begegnet - dass Hochsensibilität eine Schwäche darstellt. Und viele Hochsensible übernehmen diese Annahme, da sie sich in Situationen der Überreizung zurückziehen und so auch vor sich selbst als „nicht so belastbar“ wahrnehmen. So scheint Hochsensibilität eine „Schwäche“ zu sein, die in unserer hektischen, leistungsorientierten Welt keinen Platz hat. Wer möchte schon als zu empfindlich, nicht belastbar, zu still, zu zurückgezogen oder gar vermeintlich "langweilig" gelten? In einer Gesellschaft, die oft die Stärken von Durchsetzungsvermögen und Robustheit in den Vordergrund stellt, wird Hochsensibilität schnell als „nicht stark genug“, "zu lieb", "zu nett" diskreditiert. Die gängige Meinung könnte also lauten: „Wenn du sensibel bist, bist du einfach nicht fit für die Realität.“
Ich bin da gänzlich anderer Meinung - und inzwischen noch viel mehr!
Mangelnde Aufklärung und Vorurteile
Ein Grund, warum Hochsensibilität oft genug noch als Humbug abgetan wird, ist der Mangel an Aufklärung. Zu viele Mythen und Missverständnisse umgeben dieses Thema. Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass Hochsensibilität eine anerkannte Veranlagung und Persönlichkeitsmerkmal ist. Studien zeigen, dass etwa 15-20% der Bevölkerung hochsensibel sind, was die Vorstellung widerlegt, es handele sich um eine Randerscheinung oder eine eingebildete Krankheit. Tatsächlich handelt es sich hierbei um einen neurologischen Aspekt, der bei der Verarbeitung von Sinneseindrücken eine Rolle spielt.
Nicht alle Kritiker sind böswillig; oft ist es eben schlichtweg die Unkenntnis, die zu Vorurteilen führt. Die differenzierte Wahrnehmung von Stress, Emotionen und Umwelteinflüssen wird schlichtweg nicht verstanden. Hochsensible Menschen verfügen über eine intensivere Wahrnehmung und tiefe Verarbeitung von Außen- wie auch von Innenwahrnehmungen. Und oft empfinden Hochsensible Menschen dies als belastend – sei es die Geräuschkulisse in einem vollen Café, die emotionale Schwingung im Raum oder das reiche, bunte und vielschichtige Innenerleben von zwischenmenschlichen Begegnungen oder berührenden Momenten. Und auch wenn das für viele Menschen unauthentisch oder übertrieben erscheint, ist es für hochsensible Personen eine naturgegebene Sache.
Häufige Stigmata bzw. Missverständnisse denen HSP begegnen
Einmal gesammelt, zusammengefasst und erklärt
1. Hochsensibilität ist gleichbedeutend mit Schwäche
Viele – auch hochsensible Menschen - glauben, dass hochsensible Personen schwach, schnell ausgelaugt, überempfindlich und weniger leistungsfähig sind, weil sie viel „Rückzug“ zum wieder aufladen benötigen. In Wirklichkeit zeigt Hochsensibilität oft eine tiefere emotionale Stärke und Wahrnehmungsfähigkeit. Sie besitzen ein hochleistungsfähiges Nervensystem, dass eben auch besondere Bedürfnisse hat. Hochsensible Menschen sind hochleistungsfähig, und ganz besonders dann, wenn sie ein unterstützendes und inspirierendes Umfeld haben, in dem ihre Stärken und Talente wertgeschätzt werden und sie für sich selbstBEwusst und individuell entsprechend gut sorgen können. Druck oder stumpfe, auf Fehler fokussierte Kritik erhöhen einen negativen Stimulationsgrad. Sie führt zu schnelleren Erschöpfungszuständen und zu einer krampfhaften Fehlervermeidung anstatt zu Produktivität. Nein, wir Hochsensiblen müssen definitiv nicht "härter" werden: Vielmehr darf jemand, der so einen steinzeitlichen "Erziehungsstil" an den Tag legt, seine eigene innere Haltung überprüfen.
Durch ihre intensive Wahrnehmung und Empathie können HSP-Scanner-Menschen kreative Lösungen finden und komplexe Zusammenhänge schnell erfassen, während regelmäßige Pausen ihnen helfen, zu reflektieren, Abstand zu gewinnen und ihre Energiereserven wieder aufzuladen, nachhaltig leistungsfähig zu bleiben. Förderlich wirkt außerdem ein Umfeld, das die feinen Antennen hochsensibler Menschen schätzt und ihr Persönlichkeitsmerkmal versteht. Dieses wird langfristig immer von ihrer Loyalität, Engagement, zwischenmenschlicher Kompetenz und Kreativität profitieren können.
2. Hochsensibilität ist nur ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit
Dem ein oder anderen ist auch schon an den Kopf geworfen worden, dass hochsensible Menschen einfach im Mittelpunkt stehen möchten – eben etwas „Besonderes“ sein wollen und „sich nicht so anstellen sollen.“ Tatsächlich geht es um ein intensives Empfinden von Reizen und Emotionen, nicht um Geltungs- oder Bedeutungsdrang. Mehr gibt es zu diesem Schwachsinn gar nicht sagen.
3. Hochsensible Menschen können sich nicht anpassen
Es wird fälschlicherweise geglaubt, dass Hochsensible in sozialen Situationen oder mit Stress nicht zurechtkommen. Viele finden jedoch kreative Wege, um ihr Umfeld zu gestalten und sich selbst zu regulieren. Neuere Forschungen weisen sogar daraufhin, dass sie in wohlgesinnten Umfeldern regelrecht aufblühen und sogar Coaching oder Therapiestunden bessere und schnellere Umsetzung finden und zu Erfolgen führen, als bei "Normal-Wahrnehmenden". Der Grund dafür ist, ihre intensive Wahrnehmung, ihr tiefes Verarbeiten und die Neugier auf das Leben und sich selbst - ein fast "intrinische Grundbedürfnis".
4. Hochsensibilität ist eine Krankheit oder eine Störung
Einige betrachten Hochsensibilität als pathologischen Zustand. Es ist eine neurologische Variation, die bei 15-20 % der Menschen vorkommt.
Inwieweit Hochsensibilität eine Traumafolge oder eben angeboren sei, wird noch erforscht. Kurz gefasst also die Frage: "Was war zuerst da? Das Huhn oder das Ei?"
Was wissen wir - 2 Punkte:
- Hochsensible Menschen können aufgrund ihrer intensiven und tiefen Wahrnehmung gefährdeter für Traumata sein. Gleichzeitig spricht gerade diese Wahrnehmungsfähigkeit und das bereits oben erwähnte, schnelle und positive Ansprechen auf Coaching und Therapie für ihre Fähigkeit der guten Möglichkeiten zur Regeneration.
- Trauma-veranlasste Hochsensibilität: tiefprägende, traumatische Erlebnisse erhöhen selbstverständlich die Aufmerksamkeit und Wachsamkeit gegenüber der Umwelt.
Für ungesund, wenn nicht sogar gefährlich halte ich es, Hochsensibilität als bloße Traumafolge abzutun. Das indiziert wieder die Selbstwertfrage und erhöht die Verunsicherung: "Ich bin nicht ok." und die rückwärtsgewandte Suche nach linear-kausalen Ursachen. Wenn traumatische Erlebnisse da sind, dann ist es selbstverständlich immer wichtig und gut, ihnen nachzugehen und sie mit entsprechender Therapie aufzuarbeiten. Dafür kann ich dir gute Kontakte vermitteln.
Ich trete hier an, um hochsensiblen Scannerfrauen Mut zu zusprechen! Du bist nicht nur ok, du bist fantastisch! Wenn sich hier der ein oder andere Mann tummelt, dann fühle dich gerne auch angesprochen. Mein Fokus liegt vorrangig auf hochsensiblen Scannerfrauen.
5. Hochsensibilität ist dasselbe wie introvertiert zu sein
Hochsensibilität kann bei introvertierten Menschen auftreten, betrifft jedoch auch extravertierte Persönlichkeiten. Es ist nicht an eine bestimmte Persönlichkeitstypologie gebunden.
6. Hochsensible Menschen sind übertrieben emotional
Es wird häufig gedacht, dass Hochsensible unverhältnismäßig auf Situationen reagieren. Tatsächlich empfinden sie Emotionen intensiver, was ihre Reaktion beeinflussen kann, aber nicht als übertrieben angesehen werden sollte.
7. Hochsensibilität ist ein Modebegriff
Manche Menschen glauben, dass Hochsensibilität lediglich ein aktueller Trend oder ein Schlagwort ist. Tatsächlich wurde sie bereits in den 1990er Jahren von Psychologen wie Elaine Aron erforscht und anerkannt. Viele Universitäten forschen inzwischen zu diesem Thema und in den Niederlanden gibt es einen eigenen Lehrstuhl, der sich damit befasst. Bloße Mode ist dieser Begriff längst nicht.
8. Hochsensible Menschen sind nicht belastbar
Viele meinen, dass hochsensible Personen nicht mit Stress oder Herausforderungen umgehen können. In Wahrheit können sie oft starke Bewältigungsmechanismen und Resilienz entwicken.
Und auch das Verständnis dieser Missverständnisse kann uns dabei helfen, Hochsensibilität in einem positiveren und realistischeren Licht zu sehen!
Hochsensibilität ist keine Einbildung
Doch warum ist Hochsensibilität alles andere als Einbildung? Ein Blick in die Wissenschaft gibt uns wertvolle Anhaltspunkte. Hochsensibilität wurde erstmals von der Psychologin Elaine Aron in den 1990er Jahren systematisch erforscht. Sie definierte "Hochsensibilität" als eine tiefere Verarbeitung von Informationen und eine erhöhte Sensitivität gegenüber physischen, emotionalen und sozialen Reizen. Diese Menschen sind oft empfänglicher für subtile Details, die anderen entgehen. Der Begriff „Hochsensibilität“ beschreibt also nicht einfach nur eine emotionale Laune, sondern eine tiefgreifende neurologische Eigenschaft.
Eine bedeutende Studie der University of California bestätigte diese Annahme: Gehirnscans von hochsensiblen Menschen zeigen eine stärkere Aktivierung bestimmter Regionen im Gehirn, die für die Verarbeitung von Empfindungen und Emotionen zuständig sind. Hochsensible Menschen erleben eine intensivere Verarbeitung von emotionalen und sensorischen Informationen, was sie gleichzeitig kreativer und einfühlsamer macht. Diese Fähigkeit kann als eine Stärke betrachtet werden und als ein Geschenk, das in den richtigen Kontexten eine immense Bedeutung hat.
Hochsensibilität als Stärke
Stellen wir uns die Frage, was die Welt ohne hochsensible Menschen wäre. Es gibt zahlreiche kreative Köpfe, Künstler, Psychologen und Innovatoren, die hochsensibel sind. Ihre tiefe Empathie und die Fähigkeit, Nuancen in vielen Aspekten des Lebens zu erkennen, haben bedeutende Beiträge in den verschiedensten Bereichen geleistet. Hochsensibilität führt häufig zu einem ausgeprägten Mitgefühl, was hochsensible Menschen zu großartigen Zuhörern und Vertrauten macht.
Darüber hinaus bringen sie oft innovative und kreative Lösungen für Probleme hervor, da sie dazu neigen, aus verschiedenen Perspektiven zu denken. Diese Fähigkeit, verschiedene Sichtweisen zu verstehen, mag in einer Welt, die oft nur in Schwarz und Weiß denkt, als Nachteil wirken, ist jedoch ein wertvolles Gut, wenn es darum geht, neue Ideen oder Konzepte zu entwickeln.
Die eigene Stimme finden
Für hochsensible Menschen spielt die Selbstakzeptanz eine entscheidende Rolle. Wenn wir uns selbst als „anders“ oder „nicht gut genug“ empfinden, kann das dazu führen, dass wir uns von unserer eigenen Stimme entfremden und unser Licht unter den Scheffel stellen. Es ist wichtig, die eigene Sensibilität anzunehmen und nicht als Schwäche zu betrachten. Stattdessen sollte der Fokus auf dem Entdecken von Strategien liegen, die die eigene Hochsensibilität in positive Bahnen lenken.
Im Alltag können einfache Praktiken zur Selbstfürsorge, wie regelmäßige Pausen, kreative Ausdrucksformen oder Meditation, helfen, das eigene Wohlbefinden zu fördern. Hochsensible Frauen zum Beispiel können lernen, ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen und klare Grenzen zu setzen. Ein bewusster Umgang mit den eigenen Emotionen und der Umgebung kann helfen, die Herausforderungen der Hochsensibilität zu meistern – nicht als Bürde, sondern als wertvolles Merkmal ihrer Persönlichkeit.
Die Kraft der Gemeinschaft
Hochsensibilität ist kein isoliertes Phänomen. Viele Menschen fühlen sich oft unverstanden und allein mit ihren Empfindungen. Hier ist der Austausch mit Gleichgesinnten von zentraler Bedeutung. Eine Gemeinschaft, die Hochsensibilität würdigt, kann einen sicheren Raum schaffen, in dem sich hochsensible Menschen verstanden und akzeptiert fühlen. Dieser Austausch ermöglicht nicht nur das Teilen von Erfahrungen, sondern auch das Lernen voneinander.
Es gibt verschiedene Gruppen und Ressourcen, die für hochsensible Menschen von Bedeutung sind. Online-Foren, lokale Treffen oder Workshops können helfen, das Gefühl der Isolation zu durchbrechen und ein Netzwerk von Unterstützung zu schaffen. Der Austausch über die eigenen Erfahrungen kann helfen, Vorurteile abzubauen, und die Wahrnehmung gegenüber hochsensiblen Menschen in der Gesellschaft verändern.
Feiere deine Hochsensibilität – Celebrate your uniqueness
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hochsensibilität weit mehr ist als nur ein fiktives Konzept oder eine „Einbildung“. Es ist eine echte Eigenschaft, die viele Menschen besitzen und die sowohl Herausforderungen als auch immense Stärken mit sich bringen kann. In einer Welt, die oft schnelle Entscheidungen und den Druck, sich anzupassen, belohnt, haben hochsensible Menschen eine andere Perspektive, die von Achtsamkeit, Empathie und Kreativität geprägt ist.
Indem wir das Thema Hochsensibilität offen und wertschätzend beleuchten, nehmen wir die Stigmatisierung und das Unverständnis aus der Diskussion. Lasst uns die Vielfalt menschlichen Erlebens feiern – die Unterschiede, die uns einzigartig machen. Wenn du das nächste Mal den Vorwurf hörst: „Hochsensibilität - ist doch Humbug?“ sei mutig und antwortet: „Nein, es ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das die Welt bereichert. Lass uns diese Unterschiede schätzen und voneinander lernen!“
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